Johanniskraut

Johanniskraut
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INCI-Name: Hypericum Perforatum Flower Extract

Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) wurde zur Heilpflanze des Jahres 2019 gekürt. Grund genug, sich diese Pflanze und ihre herausragenden Eigenschaften einmal genauer anzuschauen:

Eigenschaften des Johanniskrauts

Das Echte Johanniskraut ist weltweit sehr verbreitet. Heimisch ist es in Europa, Westasien und Nordafrika, wurde allerdings in Ostasien, Nord- und Südamerika und selbst in Australien mittlerweile auch eingebürgert.

Der Name des Johanniskrauts bezieht sich auf Johannes den Täufer und findet sich so auch in anderen Sprachen, z.B. St John’s wort in Englischen und hierba de San Juan im Spanischen. Grund dafür ist, dass die Pflanze um den Johannistag (24. Juni) herum anfängt zu blühen.

Das Johanniskraut ist eine ausdauernde Pflanze und gehört zur Familie der Hartheugewächse. Sie wird etwa 90 cm hoch, hat gegenständig angeordnete Blätter, die länglich oval sind und einen reichblütigen Blütenstand aus sonnig gelben Blüten. Als Früchte bildet das Johanniskraut eiförmige Samenkapseln.

Eine Besonderheit des Johanniskrauts sind die wie perforiert scheinenden Blätter, aus denen sich auch der lateinische Name Hypericum perforatum ableitet. Diese vermeintlichen Löcher sind allerdings vielmehr winzige mit Öl gefüllte Drüsen, die durchscheinend sind, wenn man das Blatt gegen die Sonne hält.

Die biologisch wirksamen Inhaltsstoffe finden sich allerdings in den dunklen Öldrüsen der oberen Blätter und Blütenteile (Hypericin) und in den jungen Samenkapseln (Hyperforin).

Hypericin sorgt nicht nur für die rote Färbung des Öl-Mazerats aus Johanniskraut, sondern entwickelt bei Verzehr oder Hautkontakt therapeutische Effekte und trägt so beispielsweise zur schnelleren Wundheilung bei.

Hyperforin hingegen gilt als Hauptkomponente beim Einsatz gegen Depressionen, da es als Wiederaufnahmehemmer von Dopamin, GABA, Noradrenalin, Glutaminsäuren und Serotonin die Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter im Blut erhöht.

Neben diesen beiden enthält das Johanniskraut aber noch viele weitere therapeutisch wirksame Inhaltsstoffe wie Quercetin, Rutin, Hyperosid und Gerbstoffe. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass für die bekannten therapeutischen Effekte des Johanniskrauts letztlich nicht die isolierten Wirkstoffe ausreichen, sondern das Zusammenspiel der verschiedenen Substanzen maßgeblich dazu beiträgt.

Botanischer Name

Hypericum perforatum

Pflanzenfamilie

Johanniskrautgewächse

Aussaatzeit/Pflanzzeit

März-April

Blütezeit

Juni-September

Erntezeit

Mai-Oktober

Standort

sonnig bis halbschattig, nährstoffarme und gut durchlüftete Böden, die nicht zu sauer sein sollten

Verwendung als Heilkraut

Depressionen, nervöse Unruhe, Stress, Angst, Wundheilung, Schwellungen

 

Traditionelle Nutzung des Johanniskrauts in der Volksmedizin

Bereits in der Antike war das Johanniskraut als Heil- und Schutzkraut bekannt und wurde beispielsweise von Hippokrates als Heilmittel gegen Frauen- und Lungenkrankheiten empfohlen. Auch der Leibarzt von Nero nutzte es in Lebenselixieren.

Unter Karl dem Großen wurde das Johanniskraut sogar per Reichsverordnung in die Liste der über 70 wichtigen Heil- und Gewürzkräuter aufgenommen und sollte damit in jedem Nutzgarten zur Verfügung stehen.

Im 14./15. Jahrhundert wurde im Gothaer Arzneibuch die Behandlung von Wunden mit Johanniskraut beschrieben. Konrad von Megenberg zeigte darüber hinaus noch eine leber- und nierenstärkende Wirkung an.

Insbesondere Paracelsus sah im 16. Jahrhundert das Johanniskraut als wahre Universalmedizin an und erkannte damals bereits die positive Wirkung von Johanniskraut auf die Psyche.

Der schwäbische Arzt Justinius Kerner (1786-1862) untersuchte Johanniskraut ebenfalls als Mittel gegen „melancholische Stimmungen“.

Sebastian Anton Kneipp (1821-1897) schwor neben der Anwendung von Johanniskraut bei psychosomatischen Leiden auch auf seine Wirkung in Form von Johanniskrautöl bei Wunden, Verbrennungen, Geschwüren, Gicht und sogar bei Rheuma.

Aber auch in der Volksmedizin fand das Johanniskraut schon lange Anwendung, z.B. als Tee oder Tinktur bei Menstruationsbeschwerden oder Verstimmungen. Das Johanniskrautöl wurde als Einreibemittel bei verschiedenen Beschwerden, wie Blutergüssen, Verbrennungen, Gicht, Rheuma oder zur Schmerzlinderung bei Verrenkungen und Verstauchungen, verwendet. Außerdem benutzte man Johanniskraut als Abtreibungsmittel.

Johanniskraut
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Medizinische Anwendung des Johanniskrauts

Auch in der Medizin findet das Johanniskraut Anwendung und es wurde im Jahr 2015 sogar die Arzneipflanze des Jahres.

Medizinisch nutzt man vor allem die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts. Die ersten modernen Untersuchungen hinsichtlich dieser Wirkung unternahm der Münchner Neurologe und Psychiater Karl Daniel in den Jahren 1939-1954. Er erprobte eine standardisierte Lösung aus dem Johanniskraut-Wirkstoff Hypericin und entdeckte, dass sich damit die Hormonausschüttung der Hypophyse anregen lässt. Er verzeichnete Verbesserungen und Heilungen bei dem größten Anteil seiner Patienten mit Depressionen.

Seit den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Forschungen rund um das Johanniskraut intensiviert und es gibt mittlerweile viele Studien, die die hervorragende Wirkung von Johanniskraut bei Depressionen belegen.

Durch seine Wirkung auf Neurotransmitter und Hormone vermag Johanniskraut aber nicht nur gegen Depressionen zu helfen, sondern wirkt außerdem beruhigend bei Nervosität, innerer Unruhe und Stress. Dadurch kann es ebenfalls gut bei einem drohenden Burn out eingesetzt werden.

Aber auch die äußerliche Anwendung von Johanniskrautöl wurde bereits in Studien untersucht und seine positive Wirkung bei entzündlichen Prozessen der Haut, Verbrennungen, Wunden etc. belegt. Auch eine Besserung von Neurodermitis-Symptomen wurde festgestellt (siehe hier)

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Johanniskraut

Obwohl Johanniskraut üblicherweise gut verträglich ist, können durchaus auch Nebenwirkungen auftreten, auch wenn diese eher selten sind. So wurden in Einzelfällen manische Episoden beobachtet. Auch leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Müdigkeit können bei Einnahme auftreten.

Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Erhöhung der Photosensibilität, die bei Einnahme von Johanniskraut auftritt. Dies bedeutet, dass die Haut empfindlicher auf Sonnenbestrahlung reagiert und schneller Sonnenbrände auftreten. Deswegen sollte man Johanniskrautpräparate etwa 14 Tage vor einem geplanten Urlaub in südliche Länder absetzen und während der Einnahme auf Sonnenbäder und Solarium verzichten.

Da Johanniskraut zu einem verstärkten Abbau von anderen Wirkstoffen führt, unterliegen Johanniskrautpräparate mit einer Tagesdosis ab 1 mg Hyperforin der Apothekenpflicht. Außerdem sollte man die Einnahme besser mit einem Arzt besprechen, wenn man regelmäßig andere Medikamente einnimmt.

Anwendung und Wirkung von Johanniskraut in der Naturkosmetik

Auch in der Naturkosmetik findet Johanniskraut Anwendung und zwar in Form des Johanniskrautöls, aufgrund seiner Färbung auch Rotöl genannt. Hierbei handelt es sich um ein Mazerat, was bedeutet, dass Blüten und Blätter in einem Basisöl ausgezogen wurden.

Dieses durch Mazeration gewonnene Johanniskrautöl ist sehr vielfältig einsetzbar und eignet sich generell zur Gesichts- und Hautpflege. Seine herausragenden Eigenschaften kann es aber am besten bei der Behandlung von Hauterkrankungen zur Geltung bringen.

So wirkt Johanniskrautöl lindernd und ausgleichend bei gereizter und entzündeter Haut, z.B. bei Insektenstichen. Aber auch bei Akne hilft es, dass entzündete Pusteln schneller abheilen, ohne Narben zu hinterlassen. Von Neurodermitis geplagter Haut kann Johanniskrautöl helfen, Symptome wie Jucken, Schuppen und trockene Haut zu lindern.

Da Johanniskrautöl Pigmentstörungen entgegen wirkt, kann es sehr gut als Pflegemittel gegen Altersflecken oder Pigmentflecken, z.B. während der Schwangerschaft, eingesetzt werden. Auch dunkle Augenringe können damit aufgehellt werden.

Als Massageöl eingesetzt, kann das Johanniskrautöl durch seine entspannende und wärmeerzeugende Wirkung Linderung bei Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich, bei Muskel- und Gelenkproblemen und selbst bei rheumatischen Schmerzen bringen.

Bei kalten Füßen und bei Bauchschmerzen kann der Wärmeeffekt des Johanniskrautöls ebenfalls gut genutzt werden.

Auch für die Haarpflege ist Johanniskrautöl gut einsetzbar, z.B. als Haarpackung oder als Zusatz zum Shampoo. Allerdings sollte man bei hellen Haaren vorsichtig sein, da es einen leichten Rotstich erzeugen kann. Insbesondere bei braunem Haar kann dies durchaus gewollt sein, da dieses dann einen wunderbar kastanienfarbigen Schimmer erzeugt.

Massiert man Johanniskrautöl auf der Kopfhaut ein, kann die Talgproduktion reguliert werden, wodurch die Haare weniger schnell nachfetten.

Grundsätzlich sollte man aber bei allen Anwendungen von Johanniskrautöl beachten, dass es, wie bereits erwähnt, die Photosensibilität der Haut herauf setzt. Deshalb sollte man nach der Verwendung auf ausgiebige Sonnenbäder verzichten.Johanniskrautöl

Johanniskraut selber anpflanzen

Da Johanniskraut eine eher genügsame Pflanze ist, kann man es leicht auch im heimischen Garten anbauen. Besonders gut gedeiht es in luftigem und mittelmäßig feuchtem Boden. Außerdem bevorzugt es einen überwiegend sonnigen Standort, aber es gedeiht auch an halbschattigen Plätzen. Einzig saure Böden mag das Johanniskraut nicht.

Samen, aber auch Pflanzen des Johanniskraut kann man in vielen Gärtnereien, Gartencentern oder online kaufen. Allerdings sollte man bei der Auswahl darauf achten, keine speziell zu dekorativen Zwecken gezüchteten Varianten zu kaufen, da diese nicht über die Heilkräfte des echten Johanniskrauts verfügen.

Pflanzen kann man das Johanniskraut dann entweder für Balkon oder Terrasse in einen Topf bzw. Pflanztrog oder direkt ins Beet in den Garten. Die Pflege ist dann recht unkompliziert, da das Johanniskraut wenig Ansprüche stellt und recht winterhart ist. Somit genügen etwas Kompost oder organischer Dünger und gelegentliches Gießen in sehr trockenen Phasen. Abdecken im Winter ist nicht notwendig, ebenso muss die Pflanze nicht unbedingt zurück geschnitten werden, auch wenn einige Gärtner dies tun.

Will man das Johanniskraut selber aus Samen ziehen, sollten man beachten, dass das echte Johanniskraut ein Lichtkeimer ist. Man sollte die Samen also nur auf die Erde streuen und leicht andrücken. Dies kann entweder direkt im Freiland erfolgen oder man zieht das Johanniskraut in Schalen vor. Die Aussaat erfolgt am besten zwischen März und April.

Da das Johanniskraut sich von allein vermehrt, wenn es erst einmal richtig wächst und gedeiht, reicht es in der Regel, einmalig Samen oder Pflanzen zu kaufen. Später werden die Samen aus den Kapselfrüchten durch Wind oder Vögel verbreitet. Außerdem bildet das Johanniskraut Wurzelkriechsprosse, aus denen Ableger wachsen, die auch als Stecklinge für weitere Standorte abgetrennt werden können.

Geerntet werden Zweigspitzen, Blüten und Knospen in der Hauptblütezeit des Johanniskrauts von Ende Juni bis August. Man kann die geernteten Pflanzenteile dann entweder frisch weiterverarbeiten oder sie trocknen. Möchte man ein Mazerat mit Johanniskraut ansetzen, ist es wichtig, Blüten und Blätter nicht bei feuchtem Wetter zu sammeln. Außerdem sollte man sie ein wenig in der Sonne trocknen lassen, damit es im Öl nicht zu Schimmelbildung kommt.

Johanniskrautöl selber machen

Hat man frisch geerntete Pflanzenteile des Johanniskrauts, kann man damit sehr leicht Johanniskrautöl selber machen. Das Wichtigste dabei ist, dass man die Pflanzenteile unbedingt an einem trockenen Tag erntet und sie direkt am Tag der Ernte verarbeitet, damit das Öl nicht schimmelt. Außerdem sollte man sicher sein, nur das echte Johanniskraut zu verwenden, da Hybriden nicht die gewünschten Heilkräfte haben.

Um Johanniskrautöl selber zu machen, nutzt man insbesondere die oberen, blühenden Teile. Diese werden abgepflückt und in ein sauberes Glas gegeben, z.B. ein Einmachglas. Wichtig ist, dass man helles Glas (also Weißglas) verwendet, da das Öl für bis zu sechs Wochen in die Sonne gestellt werden muss.

Auf die abgepflückten Pflanzenteile gibt man solange Öl, bis sie vollständig bedeckt sind. Anschließend bedeckt man das Glas mit einem Tuch und stellt es an einen hellen, sonnigen Platz. Mit der Zeit sollte sich das Öl rot verfärben, was ein Zeichen dafür ist, dass die Wirkstoffe des Johanniskrauts an das Öl abgegeben werden.

Hat das Öl eine ausreichende Rotfärbung erreicht, wird es abgeseiht und in eine dunkle Flasche gefüllt. Anschließend sollte man das Johanniskrautöl an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahren.

Die Entscheidung, welches Öl man zur Mazeration verwendet, ist davon abhängig, wofür man das Johanniskrautöl verwenden möchte. Grundsätzlich kann man jedes kaltgepresste Pflanzenöl verwenden, man sollte aber eines wählen, das zum eigenen Hauttyp passt. So bietet sich beispielweise Mandelöl bei trockener, empfindlicher Haut an oder Sonnenblumenkernöl bei eher fettiger Haut.

Auch die Haltbarkeit das Mazerats ist abhängig vom verwendeten Öl. Sobald die Mischung ranzig riecht, sollte sie aber auf jeden Fall nicht mehr benutzt werden.i+m Fußcreme mit Johanniskrautöl

Naturkosmetik mit Johanniskraut

Natürlich findet Johanniskraut aufgrund seiner positiven Eigenschaften auch Verwendung in der Naturkosmetik, z.B. in folgenden Produkten:

Reines Johanniskrautöl findet man beispielsweise hier:

Weitere Informationen

Viele weitere Informationen zum Johanniskraut als Heilpflanze des Jahres 2019 findet ihr hier.