Mineralöl

Mineralöl in Kosmetik

INCI-Name: Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Vaseline, Cera Microcristallina, Paraffin Oil

Erdöl ist auch unserem Alltag heutzutage fast nicht mehr wegzudenken. Man findet es überall in Form von Benzin, Diesel, Schmierölen, Kunststoffen usw. Dass Erdöl auch in Kosmetik steckt, ist vielen hingegen nicht bewusst. Diese unter dem Begriff „Mineralöl“ zusammengefassten Inhaltsstoffe finden sich häufig in konventionellen Kosmetikprodukten, wie Lippenpflegestiften, Cremes oder Babyprodukten:

Herstellung von Mineralölen für kosmetische Zwecke

Spricht man von Mineralölen, sind damit im Alltag eher Produkte wie Benzin, Diesel, Kerosin, Schweröl, Heizöl sowie aus Erdöl gewonnene Schmierstoffe gemeint. Für Kosmetik wird das sogenannte Weißöl (oder auch Paraffinöl) verwendet, das aber ebenfalls zur Gruppe der Mineralöle gezählt wird.

Um dieses Weißöl zu erhalten, müssen aufwändige technische Verfahren durchgeführt werden, z.B. katalytische Hydrierung und Oleum-Raffination. Dadurch werden viele Bestandteile des Erdöls entfernt und am Ende verbleiben praktisch ausschließlich Alkane. Diese zählen zu den gesättigten Kohlenwasserstoffen.

Vorteile von Mineralölen in Kosmetik

Hersteller von konventioneller Kosmetik verwenden Mineralöle sehr gern, da sie viele Vorteile gegenüber Pflanzenölen bieten. So liegen sie immer in der gleichen Qualität vor, da sie keinen natürlichen Schwankungen unterworfen sind, wie sie bei Pflanzenölen vorkommen. Außerdem sind sie leicht zu verarbeiten und lange haltbar. Zudem sind Mineralöle deutlich kostengünstiger als Pflanzenöle.

Ein weiterer Vorteil von Mineralölen gegenüber Pflanzenölen ist die Tatsache, dass Mineralöle so gut wie keine Allergien auslösen.

Für sehr trockene Haut kann der okklusive Effekt von Mineralölen zeitweise von Vorteil sein. Mineralöl bleibt nämlich auf der Haut liegen und bildet dort einen abdichtende Schicht, durch die Feuchtigkeit nicht mehr so leicht entweichen kann. Dadurch sieht die Haut besser aus, wird weich und Trockenheitsfältchen verschwinden. Allerdings ist dieser Effekt immer nur kurzfristig und bleibt nach Absetzen der mineralölhaltigen Pflegeprodukte nicht bestehen.

Mineralöl in Kosmetik

Kritik am Einsatz von Mineralölen in Kosmetik

Interessanterweise sind einige der Vorteile von Mineralölen auch gleichzeitig ihre Nachteile. So führt die starke Feuchtigkeitsbindung von Mineralölen anfänglich dazu, dass die Haut gut aussieht. Auf Dauer laufen aber verschiedene Zellvorgänge weniger gut ab. Die Regenerationsprozesse der Haut können dadurch verlangsamt werden und die Haut wird immer trockener. Dadurch entsteht ein regelrechter Teufelskreis: die Haut trocknet aus, wenn keine Creme aufgetragen wurde und somit muss man sich immer wieder eincremen.

Auch wenn man viel schwitzt (z.B. an heißen Tagen, beim Sport etc.), sollte man Mineralöle in Kosmetik lieber meiden, denn sie führen dazu, dass der Schweiß nicht gut abfließen kann. Dies kann zu kleinen mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen führen, den sogenannten Hitzepickeln.

Des weiteren bewirken Mineralöle tatsächlich nichts anderes als zu hydratisieren. Sie enthalten keinerlei Antioxidantien, hautberuhigende Stoffe, Mineralien, Vitamine oder Nährstoffe, die in die Haut eindringen und dort wirken. Dadurch bringen sie der Haut keinerlei weiteren Nutzen.

Unabhängig von der fragwürdigen Wirkung auf die Haut bergen Mineralöle aber auch noch weitere Probleme. So hat Stiftung Warentest vor einiger Zeit festgestellt, dass Mineralöle in Kosmetik sehr stark mit MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) und MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) belastet sind.

Von MOSH ist bekannt, dass diese sich im Körper anreichern und möglicherweise Knötchen (Granulome) in Leber, Milz und Lymphknoten bilden können. Noch problematischer sind MOAH, von denen man annimmt, dass sie erbgutverändernde und krebserregende Komponenten enthalten.

Aus diesem Grund wird geraten, insbesondere bei Lippenpflegeprodukten unbedingt auf Mineralöle zu verzichten, da bei diesen die problematischen Inhaltsstoffe direkt über den Mund in den Körper geraten. Aber auch bei rauer und rissiger Haut können sie wahrscheinlich recht schnell eindringen.

Ob MOAH auch durch intakte Haut eindringen können, ist bisher nicht abschließend geklärt. Allerdings gibt es eine Studie von Schweizer Wissenschaftlern, die nachwies, dass der Mineralölgehalt in der Muttermilch schnell und deutlich anstieg, wenn stillende Frauen Brustsalben mit Mineralölen oder Vaseline auf die Brustwarzen auftrugen. Es ist also nicht auszuschließen, dass auch bei intakter Haut MOAH in den Körper eindringen.

Auch wenn viele Hersteller sich darauf berufen, dass sie nur Mineralöle verwenden, die den Reinheitsanforderungen des Europäischen Arzneibuchs, heißt das nicht, dass sie nicht mit MOAH belastet sind, denn dieses verlangt für Rohstoffe aus Erdöl nur eine Prüfung mittels UV-Spektroskopie. Mit dieser Methode können zwar poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe (PAK) nachgewiesen werden, für den Nachweis von aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) ist diese Methode allerdings nicht geeignet.

Last but not least sind Mineralöle in Kosmetik auch für die Umwelt problematisch. Da sie nicht in die Haut einziehen, werden sie beim nächsten Duschen oder Baden abgespült und geraten so in den Wasserkreislauf. Durch die geringe Größe können sie von Kläranlagen nicht herausgefiltert werden und gelangen so letzten Endes in die Gewässer und in unser Trinkwasser. Da sie biologisch nicht abbaubar sind, verbleiben sie im Wasser und wir nehmen sie durch Nahrung und Wasser auf.

Mineralöl in Kosmetik

Fazit

Auch wenn der Einsatz von Mineralöl in kosmetischen Produkten bei bestimmten Hautzuständen von Vorteil sein kann, überwiegen in meinen Augen die negativen Wirkungen die positiven bei weitem.

Deswegen sollte man auf Mineralöle in Kosmetik lieber verzichten, vor allem bei Produkten, die auf die Lippen aufgetragen werden oder bei geschädigter Haut. Auch bei der Pflege von Babys und Kindern sollte man lieber auf Produkte ohne Mineralöle setzen, da deren Hautbarrierefunktion noch schwächer ist als bei Erwachsenen.  Sehr leicht geht dies, wenn man auf zertifizierte Naturkosmetik (z.B. mit Siegel von NATRUE oder BDIH) setzt, da bei dieser der Einsatz von Mineralölen verboten ist.