Als kürzlich Laura von Lauras Wollladen bei Facebook einen Crowdfunding-Beitrag teilte, wurde ich direkt hellhörig, denn es ging um einen Unverpackt-Laden, der in Kürze in unserer unmittelbaren Nachbarschaft eröffnen sollte. Da uns das Thema Nachhaltigkeit und insbesondere der Punkt, wie man unnötige Verpackungen und insbesondere Plastik vermeiden kann, zunehmend interessiert, war ich sehr neugierig auf diesen neuen Laden, aber auch die beiden Inhaberinnen. Kurzentschlossen habe ich dann eine Email an die beiden geschickt und sie gefragt, ob sie Lust hätten, mir ihren Laden zu zeigen und über ihr Konzept zu reden.

Letzte Woche machte ich mich dann schließlich auf den Weg zu den Veedelskrämern. Ivana und Bettina begrüßten mich sehr herzlich in ihrem Laden und bereits nach wenigen Minuten war für mich klar, dass die beiden sehr viel Herzblut und Engagement in ihren Laden eingebracht hatten. Die Räumlichkeiten, in denen vorher ein Tierarzt ansässig war, sind sehr liebevoll und mit Liebe zum Detail renoviert worden. Der typische Baustellengeruch nach Putz und Farbe lag noch in der Luft, aber es war bereits deutlich erkennbar, wie der Laden am Ende aussehen soll.

Bei einem Glas Wasser, das natürlich ganz im Sinne von Zero Waste aus der Leitung in eine Glaskaraffe gefüllt wurde, machten wir es uns schließlich gemütlich und quatschten über Nachhaltigkeit, Köln und natürlich über die Idee Veedelskrämer.

Wie entstand die Idee, einen Zero Waste Laden zu eröffnen?

Eine meiner ersten Fragen war natürlich die, wie die beiden auf die Idee gekommen sind, einen Laden zu eröffnen, der so ganz anders ist als die gewohnten Supermärkte. Schnell wurde klar, dass dies keine spontane Blitzidee gewesen ist, sondern ein schrittweiser Prozess.

Vor einiger Zeit hatte Ivana einen Bericht über Zero Waste gesehen und dieses Thema war ihr offenbar nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Bei Bettina stieß sie mit diesem Thema ebenfalls auf großes Interesse, nicht zuletzt, da diese gerade an einem Punkt in ihrem Leben war, an dem sie sich eine neue Richtung geben wollte. Schließlich besuchten die beiden den Unverpackt-Laden in Kiel und nahmen an einem Seminar für Ladengründer teil.

So reifte letztlich der Entschluss, ebenfalls einen solchen Shop zu eröffnen und das bevorzugt in Köln Ehrenfeld. Dies lag nahe, da beide in diesem Veedel leben und Ehrenfeld durch seine bunte Mischung durchaus das passende Publikum für einen solchen Shop bietet.

Doch in einer Stadt wie Köln, die nicht gerade für Leerstand bei Immobilien bekannt ist, reicht eine gute Idee noch lange nicht aus, man muss auch das passende Ladengeschäft finden. Dies nahm erwartungsgemäß dann auch einige Zeit in Anspruch und Ivana und Bettina spielten sogar schon mit dem Gedanken, ihren Laden in Nippes zu eröffnen, als sich letztlich genau die passenden Räumlichkeiten auftaten.

Ein Zero Waste Laden entsteht…

Als ausgerechnet in der Körnerstraße, die den meisten Kölnern aufgrund der vielen kleinen und ausgefallenen Läden bekannt ist, ein Ladengeschäft frei wurde, mussten Ivana und Bettina sicher nicht lange überlegen. So fingen sie schließlich im Dezember 2016 mit den Renovierungsarbeiten an. Durch den vorher lange Jahre in den Räumlichkeiten ansässigen Tierarzt gab es viel zu tun. Sterile Fliesen galt es heraus zu brechen, die vorher für Behandlungszimmer notwendigen Wände abzureißen und dann natürlich alles wieder schön herzurichten. Dabei mussten sie mitunter feststellen, dass so ein Altbau zwar durchaus Charme hat, es einem aber manchmal auch nicht leicht macht. Schiefe Wände und bröckelnder Putz gehören da einfach dazu. Doch all das konnte die beiden nicht schrecken. Ein paar Bilder der Sanierung und der erbrachten Leistung könnt ihr auf der Facebook Seite des Veedelskrämer sehen.

Als ich schließlich den Laden erstmals betrat, waren die Renovierungsarbeiten bereits abgeschlossen und das Interieur wurde aufgebaut. Alle Wände waren verputzt und frisch gestrichen. Der Boden zeugte nicht mehr von Tierarzt, sondern erstrahlte in wunderschöner Holzoptik. Mir war klar, in dieser Umgebung würden die Kunden sich gern aufhalten, denn die beiden haben ein wirklich schönes, übersichtliches und helles Ladenlokal geschaffen.

Am dominantesten und auffälligsten im ganzen Laden ist natürlich die große Bulk Bin-Station. An dieser kann der Kunde sich hygienisch und schnell seine gewünschten Waren abfüllen. Leider war die Station noch nicht befüllt, als ich zum Interview im Laden war, aber ich freue mich schon sehr darauf, sie demnächst in Aktion zu sehen.

Das Konzept

Das Konzept des Ladens ist so einfach wie clever: statt im Supermarkt in Plastik verpackte Lebensmittel zu kaufen und diese zu Hause in luftdichte Dosen zu packen, nimmt man einfach seine Dose mit in den Laden und füllt sich dort die benötigten Lebensmittel direkt ab. Damit man wirklich nur zahlt, was man kauft, werden die Behältnisse vorher gewogen. Die so ermittelte Tara (Gewicht der mitgebrachten Verpackung) wird später beim Wiegen der gekauften Ware abgezogen.

Für den Fall, dass man spontan etwas einkaufen möchte, werden natürlich auch geeignete Behältnisse angeboten. Dies sind bspw. Papiertüten, Schraubgläser, Flaschen oder Dosen.

Der Vorteil für den Kunden dabei ist, dass er einfach viel weniger Müll nach Hause schleppt, den er am Ende wieder entsorgen muss. Außerdem kann der Kunde sich genau die Menge abfüllen, die er tatsächlich braucht und muss keine zu großen Gebinde kaufen, obwohl er nur eine kleine Menge benötigt.

Welche Waren werden angeboten?

Das Ziel der Veedelskrämer ist es, nahezu alle Waren des täglichen Bedarfs anzubieten, mit Ausnahme von Obst und Gemüse (hier gibt es bereits tolle verpackungsfreie Alternativen in Ehrenfeld, z.B. den Wochenmarkt auf dem Neptunplatz und den Obst-/Gemüsestand auf dem Geisselmarkt). Konkret bedeutet dies: Getreide, Nüsse, Reis, Nudeln, Süßigkeiten, Honig, und Tee. Aber auch feine Öle und Essige, Spirituosen und Weine sollen angeboten werden.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf regionalen Anbietern, die ihre Produkte in Großgebinden verkaufen und dabei natürlich nicht in Plastik verpacken. Dadurch soll zum einen die Umwelt geschont werden und zum anderen die lokale Wirtschaft gefördert werden. Bioprodukte werden dabei genauso vertreten sein wie konventionelle Produkte.

Doch auch im Non Food-Bereich soll es Angebote geben, wie z.B. Shampoo, Seifen, Spülmittel, Waschmittel, Zahnpasta und plastikfreie Zahnbürsten. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf das angekündigte feste Shampoo und die angebotenen Seifen. Da wird sicher das ein oder andere von mir getestet werden müssen.

Wer sind die beiden Veedelskrämer?

Die Veedelskrämer, das sind Bettina und Ivana – zwei Frauen, die erst nur Kolleginnen waren, dann Freundinnen und heute Partnerinnen in ihrem eigenen Geschäft sind.

Bettina hat viele Jahre als Köchin und Küchenchefin gearbeitet und dadurch den bewussten und hygienischen Umgang mit Lebensmitteln absolut verinnerlicht. Deshalb ist sie bei den Veedelskrämern zuständig für den Einkauf und die Beurteilung der Waren.

Ivana kümmert sich hingegen um die eher kaufmännischen Aspekte des Ladens, wie EDV, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und außerbetriebliche Kommunikation.

Gemeinsam möchten sie einen Beitrag dazu schaffen, unsere Welt zu verbessern und in anderen ein Interesse für mehr Nachhaltigkeit und einem bewussteren Umgang mit unserer Umwelt und ihren begrenzten Ressourcen zu wecken. Dafür stürzen sie sich mit viel Enthusiasmus in ihr neues Projekt und ich hoffe, dass sie alles damit erreichen, was sie sich vorgenommen haben.

Fazit

Fängt man erst einmal an, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander zu setzen, wird einem schnell klar, dass wir heutzutage in einer Welt voller Plastik leben. Viele Produkte des täglichen Lebens sind in Plastik verpackt – oftmals nicht nur einmal, sondern direkt zwei- oder gar dreifach und auch Bio-Produkte sind davon nicht ausgenommen. Dass dies immer mehr Probleme für unsere Umwelt mit sich bringt, sieht man nicht zuletzt an den Bildern von verendeten Meeresbewohnern, deren Mägen voller Plastik sind. Und wer denkt, dass die vielen Verpackungen doch kein Problem sind, da alles im gelben Sack/der gelben Tonne recycelt wird, erfährt auch recht schnell Ernüchterung, wenn er hört, dass die aktuelle Recyclingquote bei gerade einmal 40% liegt (rund 45% landen noch immer in einer Müllverbrennungsanlage).

Aus diesem Grund finde ich es richtig toll, dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nun die Veedelskrämer ihre Tore öffnen und wir in Kürze verpackungsfrei bzw. vor allem plastikfrei einkaufen können. Auch den Ansatz, bevorzugt Produkte von regionalen Bauern, Imkern, Winzern und Kaffeeröstern anzubieten, finde ich absolut begrüßenswert.

Sehr gut finde ich außerdem den Gedanken des bedarfsorientierten Einkaufens. Wie oft schmeißt man Lebensmittel weg, weil man z.B. für ein bestimmtes Rezept etwas braucht, dies aber nur in recht großen Gebinden bekommt und man den Rest dann irgendwie nie aufbraucht. Dies entfällt, wenn man sich einfach die benötigte Menge abfüllen kann und man hat wieder einen Schritt in Richtung Ressourcenschonung gemacht.

Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf, wenn die Veedelskrämer am 25.02.2017 um 10:00 Uhr ihren Laden eröffnen. Wenn ihr ebenfalls in Köln Ehrenfeld wohnt, dann schaut auf jeden Fall mal vorbei. Ihr findet den Laden in der Venloer Str. 270 (Eingang Körnerstraße), 50823 Köln.

Nachtrag 25.02.2017

Wir waren heute zur Eröffnung. Hier ein paar Impressionen:

1 Kommentar

  1. Hey Michaela,
    vielen Dank für den tollen Artikel!

    Wirklich spannend zu lesen wie es zu diesem Geschäft gekommen ist und was da so dahinter steckt. Besonders deine Sätze mit dem Charme der Altbauhäuser kann ich gut nachvollziehen. Mein Elternhaus ist auch ein sehr altes Haus und wir haben dort über die vergangen Jahre alles selbst renoviert. War immer sehr spannend (und manchmal erschreckend) zu sehen was dort hinter den alten Tapeten, Böden, Decken und anderen Orten war. :)

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