Seit Anfang dieses Jahres habe ich nun die Öko-Test wieder im Abonnement und ich muss sagen, diesen Monat habe ich mich so richtig darüber geärgert. Nachdem ich die Ausgabe vom März schon nicht so besonders gelungen fand (ok, es kann einfach mal vorkommen, dass man die enthaltenen Tests nicht besonders spannend findet), habe ich mit recht großer Spannung die Ausgabe vom April erwartet. Doch damit begann das Ärgernis. Die Zeitschrift war für den 30.03. angekündigt. In einigen Zeitschriftenläden war sie sogar bereits am 29.03. verfügbar. Doch meine Zeitschrift ließ auf sich warten. Erst gestern, also ganze zwei Tage nach Erscheinungsdatum, trudelte sie endlich bei mir ein. Früher war es mal so, dass man als Abonnent eine Zeitschrift meist vor dem lokalen Zeitschriftenhandel erhalten hat oder zumindest zeitgleich, heute bekommt man seine Ausgabe deutlich später. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich ärgerlich.

Doch damit nicht genug. Von einer Zeitschrift, die sich „Öko-Test“ nennt, erwarte ich in erster Linie aussagekräftige Test von verschiedenen Produkten. Wichtig ist dabei z.B. das Thema Schadstoffbelastung, aber Nachhaltigkeit und faire Produktion sollten meiner Meinung nach auch eine wichtige Rolle dabei spielen. Wenn ich mir aber die recht willkürlich gewählten Testkriterien (mehr dazu unten bei den Tests) und die immer umfangreicheren Artikel zu eher fachfremden Themen anschaue, frage ich mich zunehmend, warum ich diese Zeitschrift überhaupt noch lesen soll. Natürlich gibt es immer mal Themen, die einen nicht so sehr interessieren. Ich merke aber zunehmend, dass mittlerweile nur noch maximal 50% der Zeitschrift mich überhaupt tangieren.

So sind in der April-Ausgabe allein über 50 Seiten der Thematik „Fahrrad, Outdoor und Reisen“ gewidmet. Als Thema an sich vielleicht nicht uninteressant, aber wie ich finde, nicht für eine Zeitschrift wie Öko-Test. Dort erwarte ich einfach anderes.

Aber genug jetzt dazu, hier die aktuellen Tests:

Make-up

Auf diesen Test war ich recht gespannt und er belegt zu 100%, dass ich mit meiner Entscheidung, auch im dekorativen Bereich bevorzugt Naturkosmetik zu benutzen, absolut richtig liege. Während alle Make-ups aus dem Naturkosmetiksektor mit „sehr gut“ abschnitten, wurden 10 von 13 getesteten konventionellen Produkte mit „ungenügend“ bewertet. Grund dafür sind die vielen verwendeten problematischen Inhaltsstoffe.

Nur ein einziges konventionelles Produkt kommt ohne Paraffine/Erdölprodukte/Silikone aus. Öko-Test wertet diese ab, weil sie das Hautgleichgewicht stören. Dies entspricht zu 100% auch meiner Erfahrung, denn als ich noch konventionelle Make-ups gekauft habe, konnte ich diese maximal zwei Tage in Folge nutzen, danach bekam ich ohne Ende Pickel. Dieses Problem habe ich mit Naturkosmetikprodukten gar nicht mehr.

Ebenfalls in nahezu allen (bis auf eines) getesteten konventionellen Make-ups sind PEGs enthalten. Diese machen die Haut  durchlässiger und Schadstoffe können leichter eindringen.

Die beiden Produkte, die „nur“ diese beiden bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten, wurden immerhin noch mit „ausreichend“ bewertet. Alle anderen wiesen noch weitere problematische Inhaltsstoffe auf, wie z.B. Weichmacher (Phtalate), halogenorganische Verbindungen, künstlicher Moschusduft, Lilial und Parabene. In einigen waren außerdem noch bedenkliche UV-Filter enthalten.

Interessant fand ich, dass das von mir vor einigen Jahren schon einmal durchleuchtete Make-up L’Oreal Perfect Match auch mit von der Partie war und Öko-Test meine Einschätzung teilt und es mit „ungenügend“ bewertet.

Fazit: Wer sich keine Chemiebomben auf die Haut schmieren will, die vollgepumpt sind mit bedenklichen Inhaltsstoffen, sollte am besten bei Make-up zu Naturkosmetik greifen. Meiner Erfahrung nach, haben sich diese in den letzten Jahren sehr weit entwickelt und viele stehen konventionellen Make-ups kaum noch in etwas nach. Außerdem sind sie für die Haut viel angenehmer, da sie unter diesen Make-ups besser atmen kann und sie meist sogar noch ein wenig pflegen.

Schulranzen

Da unser Sohn dieses Jahr in die Schule kommt, ist das Thema Schulranzen für uns gerade sehr präsent und deshalb habe ich diesen Test mit großer Spannung erwartet. Was ich dann allerdings in der Zeitschrift vorfand, hat mich eher empört.

Wie oben bereits erwähnt, erwarte ich bei einer Zeitschrift wie Öko-Test, dass das Hauptaugenmerk darauf gelegt wird, ob Schadstoffe in einem Produkt enthalten sind. Beim Test der Schulranzen verschiebt Öko-Test seinen Fokus allerdings auf andere Punkte. Dies führt am Ende zu einem für mich bedenklichen Ergebnis. So werden vier Schulranzen mit der Gesamtnote „befriedigend“ (= Note 3) bewertet, obwohl sie beim Test der Inhaltsstoffe ein „ungenügend“ (= Note 6) erhalten haben. Dadurch belegen Schulranzen mit einer Vielzahl an bedenklichen Inhaltsstoffen die vorderen Plätze. Für mich einfach unfassbar.

Noch in der Januar-Ausgabe war Öko-Test beim Test von Kinderjeans wichtig, wie die sozialen Bedingungen in den Produktionsbetrieben aussehen. Bei Schulranzen scheint dies offenbar nicht so wichtig zu sein. Werden hier etwa verschiedene Kriterien heran gezogen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen? So wird z.B. mit keiner Silbe erwähnt, dass nur einer der Schulranzen-Hersteller Mitglied der Fair Wear Foundation und Bluesign Systempartner ist und sich somit für faire und schadstoffarme Produktion und Materialien einsetzt. Und das, obwohl einige Seiten später Öko-Test noch groß über genau die beiden Organisationen im Zusammenhang mit Outdoorkleidung schreibt.

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt für Öko-Test offenbar keine Rolle. So finde ich es als Elternteil schon interessant, wenn ein Schulranzen aus recycelten Materialien hergestellt wird. Öko-Test ist dies nicht einmal eine Erwähnung wert.

Natürlich finde ich Sicherheit ähnlich wichtig wie Öko-Test. Wenn aber der Testsieger in der gleichen Modellreihe mit mehreren Designs ebenfalls gegen die zugrunde gelegte DIN verstößt und dies nicht einmal erwähnt wird, wird es für mich zunehmend unglaubwürdig. Spätestens dann drängt sich für mich ein wenig der Verdacht auf, dass ein bestimmtes Ergebnis erzielt werden sollte.

Dieser Verdacht erhärtet sich zusätzlich, wenn man die angegebenen Preise sieht. So erfährt man nur in einer kleinen Fußnote, dass der Lieferumfang durchaus unterschiedlich ist. Für die angegebenen 165 Euro beim Testsieger Scout bekommt man nur einen Schulranzen ohne Zubehör. Dafür fallen also zusätzliche Kosten an. Das Set, das mit anderen Modellen im Test vergleichbar wäre, kostet dann schon stolze 249,90 Euro. Bezieht man dies mit ein, wirken die auf den ersten Blick teuersten Schulranzen im Test von McNeill (239,95 Euro), Step by Step (219 Euro) und Ergobag (219 Euro), die genau diesen Lieferumfang des Sets beinhalten, plötzlich gar nicht mehr so teuer. Also spätestens beim Preis werden mal eben Äpfel mit Birnen verglichen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt…

Mehr möchte ich dazu jetzt auch gar nicht schreiben, schaut euch am besten selbst den Test an (aber inklusive aller kleiner Fußnoten etc.) und macht euch selbst ein Bild.

Matschhosen

Als zweites Produkt für Kinder hat Öko-Test Matschhosen getestet. Maßgeblich für die Bewertung ist dabei der Test der Inhaltsstoffe. Wichtig ist aber auch der Praxistest, der hier beinhaltet, wie wasserdicht die Hosen sind, vor allem auch nach dem Scheuertest.

Ergebnis des Tests ist, dass keine einzige der getesteten Matschhosen nach dem Scheuertest noch wasserdicht ist. Zu große Strapazierung durch Rutschen auf den Knien hält also keine Hose auf Dauer aus. Zwei Hosen waren bereits vor dem Scheuertest nicht wasserdicht.

Bei den Inhaltsstoffen bleibt festzustellen, dass es nahezu unerheblich ist, ob man ein teures oder ein günstiges Modell kauft. So schnitt das zweigünstigste Modell im Test bei den Inhaltsstoffen mit „befriedigend“ ab, während das teuerste Modell nur ein „mangelhaft“ erreichte. Die beiden Modelle, die bei den Inhaltsstoffen mit „ungenügend“ abschnitten, gehörten zu den teuersten im Test.

Schade finde ich, dass keine einzige Matschhose von Discountern wie Aldi und Lidl getestet wurden, obwohl sehr viele Eltern zu genau diesen Modellen greifen. Gleiches gilt für die Matschhosen von Tchibo.

Sonstiges

Weitere Tests im Heft sind: Gnocchi, Sportlersalben, grüne Geldanlagen und Lackfarben.

Link zur Zeitschrift

Öko-Test April 2017

1 Kommentar

  1. Ich habe den Test der Ranzen gestern auch gelesen und war von dem Ergebnis erstaunt. Unsere Tochter nutzt den Ergobag seit einem Jahr und wir sind sehr zufrieden, das Testergebnis hat mich dennoch leicht erschüttert. Deine Hinweise haben mich das Heft gerade nochmal zur Hand nehmen lassen und du hast recht mit deiner Kritik. Mir waren die Punkte gar nicht aufgefallen, denn ich habe den Test eher oberflächlich gelesen. Bezüglich der Wertung der Schadstoffe bin ich ebenfalls erschüttert! Ergobag, den wir haben, hat übrigens auch stark leuchtende Ranzen, wie z.B. den Neo. Außerdem kann man so Leuchtpads per Reißverschluss dran machen. Krass, irgendwie erscheint mir der Test nicht mehr so sonderlich aussagekräftig, wie zunächst gedacht. Wer zwischen den Zeilen liest, kann bzw. muss das Ergebnis für sich selber völlig neu bewerten. Danke für den Gedankenschupps. Amelie

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